Letzte Woche kam Jonathan Glazers "The Zone of Interest" in die Kinos. Tim Lindemann empfahl den "herausragenden Film" in konkret 2/24: "Es ist der Einblick in die selbstverständliche Berufung auf das Recht zur Tötung, sogar zur Ausrottung anderer, der »The Zone of Interest« als Film über Faschismus so prägnant macht. Ein heiteres Kaffeekränzchen im Familienkreis liegt oft nur einen Moment entfernt vom Planen einer neuen Gaskammer."
Am 27. Februar wurde das ehemalige RAF-Mitglied Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Daniela Behrens, Niedersachsens Innenministerin (SPD), sprach von einem "Meisterstück" und "Meilenstein" der deutschen Kriminalitätsgeschichte, Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der Grünen, von einem Erfolg im "Kampf um die freie Welt" gegen "alle ihre Feinde". Dass es in der öffentlichen Berichterstattung zur RAF längst nicht mehr "nur" um die RAF geht, "sondern darum, jeden Gedanken an Rebellion, ... jede Diskussion der notwendigen Mittel politischer Veränderung zu denunzieren und endgültig zu delegitimieren", darüber unterhielten sich Karl-Heinz Dellwo, Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Thorwald Proll bereits in konkret 03/08.
Das Militärberufungsgericht hat das Urteil über den Soziologen Boris Kagarlitsky zu fünf Jahren allgemeiner Strafkolonie verschärft. Der Staatsanwalt, der die Verschärfung forderte, bezeichnete das erste Urteil als „übermäßig milde“ und als „nicht dem Maß der öffentlichen Gefahr der Straftat entsprechend.“ Andrei Doultsev verfasste für konkret eine Chronik der politischen Verfolgung Kagarlitskys.
Am 16. Februar 2024 ist Alexej Nawalny gestorben, und die Trauer um den "Kremlkritiker" ("FAZ"), den "Anti-Putin" ("Taz") oder die "Stimme für die Wahrheit" (Biden), die sich "für die Demokratie einsetzte" (Scholz) ist gross. Um was für eine "Kristallisationsfigur der liberal-braunen Melange aus Bürgertum und Mob" es sich bei Nawalny tatsächlich handelte – "Kaukasier" bezeichnete er als Kakerlaken, derer er sich nicht mit der Fliegenklatsche, sondern mit der Pistole entledigen würde –, wussten schon Jörg Kronauer und Tomasz Konicz in konkret 04/12. Ihre ganze Richtigstellung der im "Westen" als solche bejubelten "russischen Opposition" lesen Sie hier.
Am 14. Februar 2024 wurde der marxistische Soziologe Boris Kagarlitsky in einem Berufungsverfahren zu fünf Jahren Straflager verurteilt – vorgeblich wegen „Unterstützung des Terrorismus“, tatsächlich wegen seiner Kritik am russischen Krieg in der Ukraine. konkret wird den eklatanten Vorgang in den nächsten Tagen eingehend darstellen. Weil das Ziel politischer Verfahren gegen Intellektuelle immer ist, sie zum Verstummen zu bringen, sei hier ein Text über das sowjetische Bildungssystem wiederveröffentlicht, den Kagarlitsky für konkret 12/22 verfasste. Er schreibt darin: „Das Volk wurde unterrichtet, erzogen, befreit – und eingeschüchtert.“ Von der Sowjetunion blieb wenig übrig. Leider gehört die staatliche Einschüchterung dazu.
»Es ist – politisch, ästhetisch (und von mir aus: moralisch) – nun einmal nicht ganz wurscht, mit wem man in einer Reihe steht. ... Insgesamt wird der Lichterkettengänger feststellen, daß er Teil einer gigantischen Volksbewegung, -gemeinschaft und -genossenschaft ist, die angeblich ausschließlich höchst integre Ziele verfolgt; seltsam ist nur, daß die Zahl der Übergriffe auf Ausländer trotz aller gutvölkischen Mobilmachung nicht sinkt«, schrieb Wiglaf Droste in konkret 3/93 anlässlich der Lichterketten, mit denen nach dem Mordanschlag in Mölln vom November 1992 gegen die deutschlandweit grassierende rechtsextreme Gewalt mobilisiert wurde.
Eine Rückblende anlässlich der Frage, die sich jeder Antifaschist heute auf den Grossdemos gegen die AfD stellen muss: Demonstrieren mit Merz gegen rechts - geht das?
Hamas konzentriert sich auf Recht und Ordnung, sie versuchen, Waffen einzusammeln, die Kriminalität zu verhindern, und sie versuchen, unsere Mitarbeiter zu schützen. Die Zusammenarbeit würde ich als normal bezeichnen. Karen Koning Abuzayd, Generalkommissarin des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA)
Ende Januar 2024 suspendierte Deutschland die Zahlungen an die UNRWA. Tilmann Tarach schrieb in konkret 9/09 über das Hilfswerk: »Ein genauerer Blick ... offenbart indessen, welch unselige Rolle es in diesem Kampf spielt: Seit einem halben Jahrhundert werden Milliardenbeträge aufgewendet, um die Situation der palästinensischen Flüchtlinge problematisch zu halten oder sogar zu verschärfen«, und forderte: »Mit dem völkisch gefärbten Heimatvertriebenenkult der Palästinenser sollte jedenfalls allmählich Schluß sein.«
"Als ... die chinesische Immobiliengruppe Evergrande Real Estate Group unter einem Schuldenberg von umgerechnet 20 Milliarden US-Dollar zusammenzubrechen drohte, erhielt sie umgehend Notkredite in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar, die einen unkontrollierten Zusammenbruch, der sich zu einer Marktpanik hätte ausweiten können, erfolgreich verhinderte. Peking hat bislang in allen ähnlich gelagerten Fällen eben auf diese Weise reagiert: mit Geldspritzen, mit einem Mittel also, das Blasen aufpumpt," schrieb Tomasz Konicz in konkret 05/15. In knapp 10 Jahren stiegen die Schulden auf 300 Mrd. Dollar. Evergrande ist seit Januar 2024 insolvent.
»Hinsichtlich des Gaza-Kriegs gibt es eines, was der UN-Menschenrechtsrat ganz bestimmt nicht will: eine unabhängige, unvoreingenommene Untersuchung«, schrieb Stefan Frank in konkret 4/15 anlässlich des damaligen Gaza-Kriegs. Anlässlich des aktuellen soll nun das juristische Organ der UN, der International Court of Justice, darüber befinden, ob Israels Militäreinsatz gegen die Völkermord-Konventionverstößt.
Dass konkret nicht sehr viele Leser hat, ist allein noch kein Beweis für Qualität, wie es die große Nutzerzahl gegen die Qualität der Massenmedien ist. Es ist zunächst lediglich der Preis, den die älteste linke Zeitschrift Deutschlands für ihre kompromisslose politische Unabhängigkeit zu zahlen hat. Wer sich von den herrschenden Verhältnissen und ihren Claqueuren nicht dumm machen, sondern zu radikaler Kritik anregen lässt, wer zudem im Zirkus linker Stimmungen und Moden nicht mitspielt, sondern als Spielverderber auftritt, darf nicht mit Beifallsstürmen rechnen. Wenn konkret daher gegen angeblich linke Projekte wie die Unterstützung der Nato-Menschenrechtskriege, die Anfeuerung antisemitischer Mörderbanden wie der Hamas oder jede Form national-sozialer Politiken Stellung bezieht, so geschieht das ohne Rücksicht auf die Abozahlen. Da sich ein Unternehmen wie konkret allerdings aus den laufenden Einnahmen finanzieren muss, gerät es in Schwierigkeiten, wenn im Zuge einer politischen Zäsur – sei es der Prager Frühling, die deutsche Wiedervereinigung, der Zerfall der Sowjetunion, die Jugoslawien-Kriege, die Anti-Corona-Maßnahmen, Russlands Überfall auf die Ukraine oder der Krieg der Hamas gegen Israel – sich mit der Linken auch Teile seiner Leserschaft spalten: in jene, die die Chance ergreifen, endlich rechts abbiegen zu können, und jene, die dem Konformitätsdruck nicht nachgeben und an den Verhältnissen nicht korrupt werden wollen.
»Politische Wirkung, die mehr sein soll und will als die unterhaltsame Bestätigung des eh schon Gemeinten und Empfundenen, setzt eine hartnäckige – Kritiker sagen: sektiererische – Radikalität voraus, die möglichst wenige und am besten keine Kompromisse macht; die nicht gefällt, sondern zumutet; die auf ihrer Sache beharrt, anstatt um Formen zu kreisen« (Hermann L. Gremliza). Es ist dies ein Geschäft auf Kante, das konkret seit seiner Neugründung vor nunmehr nahezu 50 Jahren betreibt. Ein anderes steht nicht zur Debatte.
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